Bereits im Oktober 2014 war Nico Isenbeck bei uns im Interview: Zum damaligen Zeitpunkt stand die Entstehung, Entwicklung und Zukunft von Bananian Linux im Mittelpunkt des Interviews. Heute – ein halbes Jahr später – fragen wir Nico isenbeck erneut über den aktuellen Fortschritt des lightweight Betriebssystems. Dabei stehen die unterstützen Einplatinencomputer und das aktuellste Release im Vordergrund. Zu Beginn möchte ich mich gleich im Voraus bei Nico Isenbeck für die Beantwortung meiner Fragen bedanken!
Welche wichtigen Neuerungen und Funktionalitäten sind seit den Anfängen von Bananian Linux zum im neusten Image implementiert?
Seit dem ersten Release im August 2014 ist viel passiert. Am Anfang gab es nur den Banana Pi (M1) und die Hardwareumgebung war klar abgesteckt. Mittlerweile haben wir Hardwareunterstützung für etliche Allwinner A20 Boards. Des weiteren waren wir die erste Banana Pi Distribution, die den R1 offiziell unterstützt hat (Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an mattrix aus dem LeMaker Forum, der ganz entscheidend dazu beigetragen hat). Eine weitere Innovation ist ‘bananian-update’, welches es komfortabel ermöglichst auf die jeweils aktuelle Bananian Linux Version zu aktualisieren. Dieses Feature ist bis heute ein Alleinstellungsmerkmal für A20 Distributionen. Von LeMaker gibt es lediglich ein Kernel Update Script, die Programme und Konfigurationen lassen sich nicht automatisieren und man muss das Image erneut flashen um von den Verbesserungen der neuen Images zu profitieren.
Natürlich wurden auch viele Bugs gefixt und die Stabilität und Performance insgesamt verbessert.
Bisher wird der Banana Pi und Pro vollständig unterstützt. Inwieweit gestaltet sich die Unterstützung für die komplette restliche Banana-Familie? (M1+, M2, R1)
Der M1+ und der R1 werden ebenfalls vollständig unterstützt, obwohl der Hardwaresupport noch als “beta” gekennzeichnet ist. Die Gründe dafür sind wie folgt:
- M1+: Uns fehlt eine FEX Konfiguration des Herstellers. Derzeit verwenden wir das FEX Script des Banana Pro, welches in unseren Tests ohne Probleme funktionierte. Wir können hier aber eventuelle Bugs nicht ausschließen.
- R1: hostapd funktioniert nicht mit dem Wifi Chip des R1. Hier gibt es aber auch schon eine Lösung, die in Kürze Einzug in unser Repository halten wird: https://github.com/Bananian/hostapd-rtl
- M2: Hier lässt sich unser sunxi Kernel (3.4.x) derzeit leider nicht einsetzen. Wir werden das Board daher erst supporten können, wenn wir auf einen aktuellen Mainline Kernel wechseln.
Gibt es schon einen Zeitplan für den Wechsel auf den Mainline Kernel und/oder auf Debian 8 (Jessie)?
Die Migration auf Debian Jessie wird für uns erst ein Thema, wenn das Release offziell erschienen ist. In diesem Zuge werden wir dann vorraussichtlich auch auf einen aktuellen Kernel wechseln. Einen konkreten Plan dazu gibt es aber derzeit noch nicht. Unser Ziel ist es auch in erster Linie ein stabiles Serversystem anzubieten, ein neuer Kernel hat da eher untergeordnete Priorität zumal der sunxi Kernel 3.4.x sehr zuverlässig und stabil arbeitet.
Welche Einplatinencomputer können außerhalb der Banana Pi Serie mit Bananian Linux laufen?
Offiziell unterstützt werden der Orange Pi (ein Banana Pi Klon) und das A20-OLinuXIno-LIME2. Theoretisch läuft Bananian auf vielen weiteren Allwinner A20 Boards, wenn man die FEX Konfiguration (script.bin) austauscht.
Der Raspberry Pi 2 und der Banana Pi basieren beide auf ARMv7. Wird es ein Bananian für den Raspberry Pi geben?
Der Raspberry Pi ist mit Raspbian bestens versorgt. Wir planen keine Portierung auf den Raspberry Pi 2.
Wie hat sich das Feedback der Community seit den Anfängen von Bananian Linux entwickelt?
Das Feedback ist insgesamt sehr gut und ich hätte zu Beginn nie damit gerechnet jemals eine so große Nutzerbasis zu bekommen. Mittlerweile wissen wir auch, dass Bananian auch im professionellem Umfeld in Unternehmen zum Einsatz kommt. Das freut uns natürlich sehr und wir achten sehr genau auf die Anforderungen dieser Unternehmen (sicheres/robustes Systemupdate, Abwärtskompatibilität, etc.)
Derzeit haben wir rund 400 Downloads täglich von der offiziellen Webseite. Wie viele Installationen es wirklich gibt, wissen wir aber auch nicht. Es gibt keinerlei Tracking/Reporting in Bananian. Die Privatsphäre unserer User ist uns sehr wichtig. So werden auch die Zugriffe auf unser Repository und über bananian-update nicht auf dem Server protokolliert.
Gibt es konkrete Pläne oder Erwartungen an den Entwicklungsstand für die Zukunft?
Wie oben bereits angedeutet werden wir über kurz oder lang auf Debian 8 in Kombination mit dem Mainline Kernel wechseln.
Daneben gibt es schon Pläne für die Unterstützung weiterer Hardware, Details dazu darf ich aber noch nicht verraten.
Wie viel Zeit nimmt die Entwicklung des Betriebssystems in Anspruch?
Der Zeitfaktor variert sehr stark. Wenn ein Releasetermin naht, wird es stressig und beinahe jede freie Minute geht für das Projekt drauf. Nach einem Release kehrt wieder Ruhe ein und wir “warten” auf neue Bugreports und Feature Requests im Bugtracker. Dazu kommen dann noch Messen und Congresse, die wir besuchen. Die nächsten Termine sind übrigens die FrOSCon (August, St. Augustin) und die OpenRheinRuhr (November, Oberhausen). Wir würden es sehr begrüßen unsere User dort persönlich kennenzulernen und Feedback zu erhalten! :)
Schlusswort
Seit den Anfängen von Bananian Linux wurde das lightweight System deutlich weiterentwickelt und unterstützt mittlerweile nahezu die ganze Banana-Familie – Zum Teil vollständig, zum anderen noch in der Betaphase. Das System eignet sich besonders als ressourcenschonendes Serverbetriebssystem und ist in der Community in der Mehrzahl die erste Wahl.
Da sag ich doch mal danke an euch beide ;) Meine beiden BPis mit Bananian laufen absolut problemlos und stabil 24/7 Und auf den beiden Messen wird man mich auch antreffen :)