Raspberry Pi

Raspbian Stretch: Upgrade von Jessie auf Stretch (Release-Wechsel)

Raspbian Stretch

Mit der Bereitstellung von Debian 9 Stretch im Juni 2017 zieht nun die auf Debian basierende Standard-Linux-Distribution “Raspbian” für den Raspberry Pi nach. Damit erhält die Portierung von Raspbian auf dem Stand von Debian 9 Stretch Einzug auf der britischen Wunderplatine. Wie auch der Debian Release hört das neue Upgrade auf den Namen Raspbian Stretch.

Stretch und Jessie: Hintergrund

Rasbian für den Raspberry Pi basiert grundlegend auf Debian und wurde von diesem portiert und an den Pi angepasst. Wie auch die einzelnen Stable-Versionen, hört Raspbian auf einen Stable-Namen, einen sogenannten Release-Namen: In diesem Fall Raspbian Stretch analog zu Debian 9 Stretch.

Eine neue Stable-Version entsteht hierbei, wenn die Entwickler eine neue Version offiziell freigeben. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass die vorherige Version, hier Jessie, automatisch oldstable wird. Auswirkung hat dies hinsichtlich Software-Updates. Updates für Softwarepakete gibt es nicht mehr für Oldstable-Versionen, lediglich für den aktuellen Release. Sicherheitsupdates und einzelne Bugfixes sind hiervon ausgenommen. In Folge dessen veraltet also ein System mit einem oldstable Release. Ein Update ist daher empfehlenswert.

Raspbian Stretch: Neuerungen

Rein optisch wird man bei Raspbian Stretch im Vergleich zum bisherigen Jessie keine großen Veränderungen feststellen. Das hat den Vorteil, dass man sich nicht umgewöhnen muss in der Handhabung der GUI. Die Änderungen und Upgrades in Stretch finden sich im System selbst wieder – oder wie so oft gelesen “unter der Haube”. Neben den üblichen Bugfixes und Anpassungen im Detail, sind vor allem die folgenden Punkte neu hinzugekommen bzw. verändert wurden.

Update für Chromium und Sonic Pi

In Raspbian Stretch steht der Webbrowser Chromium in der Version 60 bereit. Optisch bleibt er sehr ähnlich, jedoch wurde der Speicherverbrauch optimiert und der Browser ist insgesamt schneller unterwegs.

Weiterhin wurde Sonic Pi auf Version 3.0.1 aktualisiert. Grundsätzlich bleibt Sonic Pi so wie man es es kennt, jedoch jetzt erweitert um einen durch Code steuerbarer Synthesizer.

Bluetooth Audio: PulseAudio und ALSA

In Sachen Bluetooth und Audio wurde das Paket PulseAudio aus der Standard-Installation herausgenommen. Das OS setzt jetzt direkt auf ALSA auf und stellt über das Paket “bluez-alsa” ALSO für Bluetooth bereit. Grundlegend funktioniert das System somit ohne PulseAudio, kann aber aus dem Archivb nachinstalliert werden. Bei einem Upgrade von jessie auf Stretch bleibt es mit drauf, kann aber händisch deinstalliert werden.

Standardbenutzer pi

Der bisherige Standard-Benutzername pi ist in Raspbian Stretch nun frei wählbar. Dies hat zur Folge, dass der Benutzer nicht mehr automatisch die Rechte hat, Programme via sudo auszuführen. Hierfür ist jetzt eine Passworteingabe notwendig. Bisher war es so, dass diverse Anwendungen den Nutzer pi als momentanen Anwender ansahen. Jetzt gehen diese Anwendungen nicht mehr vom Benutzer pi aus. Das ganze Verhalten von sudo kann jedoch mittels visudo beliebig konfiguriert werden. Die Login-Option “Automatisch als pi anmelden” wurde dahingehend auch zu “Automatisch als aktueller Anwender anmelden” abgeändert.

Scratch 2 mit SenseHAT-Erweiterung

Scratch 2 ist bereits aus Raspbian Jessie bekannt, bekommt mit Stretch aber eine SenseHAT-Erweiterung spendiert. Diese ermöglicht es das SenseHAT in Scratch zu nutzen, sowohl mit einem physischen SenseHAT, als auch mit dem SenseHAT Emulator.

Bugfix für Sicherheitslücke in WLAN-Chip (BroadPWN Exploid)

Für den im Raspberry Pi 3 und Zero W verwendeten WLAN-Chip BCM43xx ist seit einiger Zeit eine Sicherheitslücke in der Firmware des Chips bekannt. Da die Lücke es theoretisch ermöglicht, bei einem Angriff Code auszuführen, wurde diese Lücke nun mit Stretch geschlossen.

Raspbian Stretch: Neuinstallation oder Upgrade?

Um Raspbian Stretch auf den Raspberry Pi zu installieren wird eine Neuinstallation empfohlen. Raspbian Stretch kann im Downloadbereich der Raspberry Pi Foundation heruntergeladen werden. Hierzu steht direkt Stretch bereit, oder alternativ über den Installer NOOBS.

Dennoch ist ein Upgrade auf Raspbian Stretch möglich, jedoch übernhemen die Entickler keine Garantie und hunderprozentige Unterstützung dafür. In der Regel sollte das Upgrade eines Debian-Systems aber problemlos ablaufen. Auftretende Fehler sollten hier aber unbedingt beachtet und gelöst werden. Wie bereits in den Neuerungen angesprochen, ist PulseAudio nicht mehr in der Standardinstallation dabei. Hierfür muss dieses nach dem Upgrade selbst deinstalliert werden, insofern man es nicht braucht.

Raspbian Stretch Upgrade

Um den Release-Wechsel von Jessie zu Stretch durchzuführen braucht es eigentlich nur wenige Kommandos, jedoch empfiehlt es sich bzw. die Release-Notes empfehlen, noch ein paar weitere Zwischenschritte vorzunehmen. Diese sollen hier im Folgenden mit berücksichtigt werden.

Vorbereitung unter Jessie (optional)

Backup

Bevor ihr anfangt das System auf Stretch zu upgraden, solltet ihr ein Backup von eurem System machen. Insbesondere dann, wenn ihr reichlich Dienste und Produktivdaten auf dem Pi laufen habt.

System aktualisieren

Vor dem Upgrade sollte das derzeit installierte Release Jessie auf den neusten Stand aktualisiert werden. Wichtig ist an dieser Stelle auch, das mit dem Release Upgrade (externe) Pakete entfernt werden. Diese könnte man daher vorher auch selbst entfernen.

sudo apt-get update
sudo apt-get dist-upgrade

Speicherplatz für Upgrade prüfen

Das Upgrade auf Stretch beansprucht zusätzlichen Speicherplatz. Wie viel das im Detail ist, ist pauschal nicht zu beantworten. Dies hängt auch von der installierten Software ab. Für das Upgrade sollte man aber ein Gigabyte (besser mehr) freie Speicherkapazität bereitstellen. Um sich einen Überblick über seine Speicherkapazität zu verschaffen, hilft die Ausgabe des folgenden Befehls.

df -h

Durch das leeren des Paket-Caches lässt sich bereits einiges herausholen. Die darin befindlichen pakete werden für Stretch größtenteils eh nicht mehr benötigt.

sudo apt-get clean

Raspbian Upgrade auf Stretch

Paketquellen anpassen

Um nun Raspbian auf Stretch zu upgraden, passt man zunächst die Paketquellen an.

sudo nano /etc/apt/sources.list

Hier tragen wir folgende Zeile ein. Die dazugehörige Zeile zu Jessie sieht genauso aus. Diese müssen wir löschen oder einfach mittels “#” auskommentieren.

deb http://mirrordirector.raspbian.org/raspbian/ stretch main contrib non-free rpi

Anschließend editieren wir /etc/apt/sources.list.d/raspi.list.

sudo nano /etc/apt/sources.list.d/raspi.list

Hier tragen wir die folgende Zeile ein und löschen bzw. kommentieren die Jessie-Quelle aus.

deb http://archive.raspberrypi.org/debian stretch main ui

Upgrade

Nachdem die neuen Paketquellen eingetragen sind, aktualisieren wir die Liste der verfügbaren Pakete.

sudo apt-get update

Haben wir die Liste aktualisiert, legt man am Besten noch einen Zwischenschritt ein und installiert bzw. aktualisiert alle Pakete auf den neusten Stand.

sudo apt-get upgrade

Anschließend führen wir das eigentliche Raspbian Stretch Upgrade durch.

Abhängigkeiten installieren (optional)

sudo apt-get -y dist-upgrade

Bei dem Update werde insgesamt diverse pakete heruntergeladen und installiert. Folglich nimmt das Upgrade eine gewisse Zeit in Anspruch. Zum einen durch die Anzahl der zu installierenden Pakete, aber auch in Abhängigkeit eurer Internetgeschwindigkeit.

Für den Fall, dass das System neue Versionen bereits installierte Softwarepakete nicht aktualisieren kann, ohne den Status des Pakets zu verändern, werden diese Pakete im Upgrade-Prozess fallen gelassen. Hierbei muss man anschließend die entsprechenden Abhängigkeiten bearbeiten.

sudo apt-get -f install

Nach einem anschließenden Neustart des Systems ist bereits Raspbian Stretch installiert.

sudo reboot

Abschließend bietet es sich an das System sauber zu halten und nicht benötigte Pakete deinstallieren und veraltete entfernen.

sudo apt-get autoremove
sudo apt-get autoclean

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