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Asus Tinker Board: Test und erster Eindruck

TinkerOS Chromium

Das Asus Tinker Board wurde Anfang 2017 vorgestellt und ist mittlerweile bei einigen Händeln verfügbar. Höchste Zeit einen genaueren Blick auf das Board zu werfen. Die reinen technischen Hardware-Spezifikationen sind mit einem 1,8 GHz Quad Core CPU, einer 4K GPU, Ethernet-Gigabit, sowie WLAN und Bluetooth on Board recht attraktiv. Fragt sich nur wie die Softwareunterstützung aussieht. Diese ist bei neuen Boards meistens noch ausbaufähig. Inwieweit die Softwareunterstützung beim Asus Tinker Board aktuell gegeben ist und wie sich das Board sonst so macht, wird im Folgenden näher betrachtet.

Asus Tinker Board: Erster Eindruck

Das Asus Tinker Board ist bei einigen deutschen Händlern – wie Rasppishop und ARM Board – im Sortiment und für rund 65 Euro zu haben. Das Board kommt in einer soliden, schlichten und modernen Verpackung. Im Lieferumfang ist ein Kühlkörper enthalten. Das Asus Tinker Board ist solide verarbeitet und qualitativ hochwertig. Der Formfaktor, die Bauteilanordnung und die Handhabung allgemein erinnert stark an den Raspberry Pi. Insbesondere das optische Erscheinungsbild ist sehr gelungen. Vor allem die farbliche Kennzeichnung der GPIO-Pins ist ein simples aber äußerst hilfreiches Feature.

Asus Tinker Board

Asus Tinker Board ausgepackt

4K-Video-Support

Neben einem leistungsstarkem SoC mit QuadCore CPU, 2GB RAM und diversen Möglichkeiten der Konnektivität, liegt das Augenmerk auf der 4K-Unterstützung. In der Praxis muss man in Sachen 4K-Video-Support jedoch derzeit Abstriche machen: Konkret bedeutet das, dass das Board nur FullHD liefert, welches auf 4K mit 30 Hz hochskaliert wird. Rein technisch ist mit der Mali-T764 GPU die Möglichkeit für 4K gegeben, sodass fehlende Treiber ein echtes Ultra HD verhindern. Bei Verwendung des Boards mit einem normalen FullHD Monitor waren in meinem Fall keine Probleme hinsichtlich der Auflösung sichtbar (TinkerOS 1.6). Bildaussetzer oder ähnliche “Macken” waren nicht zu beobachten. Als Hinweis ist zu sagen, das der Timer zum Abschalten des Bildschirmes bei Inaktivität relativ kurz standardmäßig eingestellt ist, sodass das auftretende Abschalten des Bildschirmes  eine Fehlfunktion vermuten lässt, welcher aber keine ist.

Asus Tinker Board

Asus Tinker Board

Ressourcen

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung (Anfang 2017) des Asus Tinker Board waren Download-Links für eine Distribution und konkrete Informationen zu lauffähigen Betriebssystemen nicht gegeben. Mittlerweile hat sich da etwas getan: Zum Tinker Board findet man bei der Hersteller-Webseite nun diverse Informationen zur Hardware. Weiterhin stehen im Ressourcen-Bereich Treiber, Schematas und die zum Board dazugehörige Distribution “TinkerOS” bereit – aktuell in der Version 1.6.

TinkerOS Debian

Allgemeine Informationen

Die herstellerspezifische Distribution zum Asus Tinker Board hört auf den Namen TinkerOS und basiert auf Debian. Das Image liegt aktuell in der Version 1.6 vor. Der Standardnutzer – so wie pi bei Raspbian – beim Tinker Board lautet “linaro”, gleichermaßen dessen Passwort. Der Hostname ist mit “linaro-alip” konfiguriert.

Asus Tinker Board: TinkerOS installieren

Die Installation von TinkerOS ist exakt gleich wie beim Raspberry Pi. Nach dem Download des Images von der Herstellerseite, kann dieses beispielsweise mit dem Win32DiskImager auf eine MicroSD-Karte geschrieben werden. Anschließend kann die SD-Karte in das Asus Tinker Board gesteckt, das Board verkabelt und das System gestart werden.

Asus Tinker Board: LXDE Desktop und Performance

TinkerOS Chromium

TinkerOS Chromium

Startet man das Board mit TinkerOS sieht man einen sehr schnellen Boot-Vorgang und schon ist man in der LXDE Desktop-Umgebung von TinkerOS angekommen. Das Startmenü, sowie die funktionale und optische Aufmachung des Desktops ist ähnlich wie man es von Rasbpian oder anderen Debian-Systemen kennt. Auffallend ist, das das Starten von Anwendungen und die Performance im Desktop sehr flott unterwegs ist.

Das Asus Tinker Board ist mit einem 1,8 GHz Quad Core ARM Cortex-A17 CPU theoretisch in Sachen Rechenleistung dem Raspberry Pi 3 mit einem 1,2 GHz Quad Core ARM Cortex-A53 überlegen: Diesen Leistungsunterschied merkt man bei der Arbeit im Desktop. Der Pi 3 oder andere aktuelle Boards eignen sich bis zu einem gewissen Punkt zur Nutzung als Desktop-PC (natürlich nicht vergleichbar mit einem normalen Desktop-Rechner), das Asus Tinker Board ist hier aber deutlich performanter.

Als Standard-Webbrowser kommt Chromium zum Einsatz. Das Surfen geht nahezu so schnell von der Hand, wie an einem normalen PC. Insbesondere das schauen von Videos auf Youtube und Co meisters das Board problemlos.

Vorinstallierte Software

Das aktuelle Image von TinkerOS in der Version 1.6 ist per Default üblicherweise auf englische Sprache und englische Tastatur konfiguriert. Insgesamt ist das System recht minimalistisch veranlagt bezüglich der vorinstallierten Software. Für den Headless-Betrieb sinnvoll, wobei es etwas mehr schon sein könnte. Beispielsweise sind der gängige Editor nano (dafür Leafpad und Vim) oder die Crontab-Funktionalität nicht standardmäßige installiert.

Nutzung der GPIO-Pins

TinkerOS Homeverzeichnis

TinkerOS Homeverzeichnis

Neben der Nutzung des Systems in der Desktop-Umgebung, ist vielmehr der Headless-Betrieb und die Verwendung der GPIO-Pins für hardwarenahe Projekte der Verwendungszweck der Anwender. Hinsichtlich dem Zugriff auf die Pinleiste findet man in Home-Verzeichnis des Standardbenutzers linaro bereits erste Software für GPIOs und WiringPi. Bei näherer Betrachtung der GPIO Bibliothek für Python, fällt auf das es sich um eine Bibliothek handelt, welche man vom Raspberry Pi als  RPi.GPIO kennt. In einem Python-Test-Script kann die Bibliothek jedoch nicht mit  “import RPi.GPIO as GPIO” geladen werden. Hierbei ist “import ASUS.GPIO as GPIO” zu verwenden. Soweit funktioniert das ganze schonmal.

Offen bleibt die Verwendung von Schnittstellen wie SPI, I2C, 1-Wire, sowie der Hardware-PWM und UART. Diese ist laut Readme noch nicht implementiert.

Benchmark Test: Performancevergleich mit Sysbench

Die Performance des Asus Tinker Board hat im Desktop-Betrieb bereits überzeugt.  Bleibt die Frage wie sich die Performance zahlenmäßig ausdrückt und vorallem wie sich das Board im Vergleich zum Raspberry Pi schlägt.

Um die Rechenzeit für bestimmte Aufgaben zu überprüfen kommt im Benchmark Test das Multi-Threaded Tool Sysbench zum Einsatz. Mit diesem Tool ist es möglich die Verarbeitung vieler Rechenoperationen unter Beachtung der benötigten Rechenzeit zu beobachten. Die resultierende Rechenzeit ist in diesem Zusammenhang ein Indikatior für die Prozessorleistung des jeweiligen Modells.

sudo apt-get install sysbench

Sysbench ermöglicht hierbei das Bereichnen / Prüfen von Primzahlen, in unserem Fall bis 20000.  Mit dem Parameter --num-threads=n im folgenden Befehl kann die Anzahl der zu verwendeten Threats festgelegt werden.

sysbench --test=cpu --num-threads=n --cpu-max-prime=20000 run

Theoretisch sollte das Asus Tinker Board besser abschneiden, auf Grund der größeren Rechenleistung. Zum Vergleich wurde der Raspberry Pi 3 mit einem blanken Raspbian dem gleichen Test unterzogen.

Threads Raspberry Pi 3 ASUS Tinker Board
1 477,2338 s 326,73 s
2 238,782 s 163,38 s
3 159,3249 s 109,03 s
4 119,6667 s 81,89 s

Das Asus Tinker Board ist laut Sysbench sowohl in Single-Core-Anwendungen, als auch in Multi-Thread-Anwendungen deutlich schneller und demzufolge leistungsstärker. Zu beachten ist hierbei, dass TinkerOS auf 32 Bit basiert. Raspbian aktuell ebenfalls (noch) auf 32 Bit. Mit dem perspektivischem Raspbian basierend auf 64 Bit kann der Test anders ausfallen.

Fazit

Das Asus Tinker Board ist insgesamt ein hochwertig verarbeiteter Einplatinencomputer, welcher hinsichtlich Formfaktor und Aufbau stark an den Raspberry Pi erinnert. Die leistungsstarke Hardware aus den Spezifikationen hat sich bei der ersten Arbeit mit dem Board bestätigt. Offen bleibt aktuell die 4K-Video-Unterstützung. Hierbei kann man derzeit lediglich ein FullHD nutzen, wleches auf UltraHD bei 30 Hz hochskalliert wird. Dies ist auf eine bisher mangelnde Softwareunterstützung zurückzuführen. Positiv ist dabei allerdings, das es bisher regelmäßige Updates für TinkerOS gab. Bleibt Asus weiter an der Ausarbeitung der Softwareunterstützung dran, kann sich das Asus Tinker Board zu einer soliden Raspberry Pi Alternative entwickeln.

 

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Kommentare

  • Ob das Tinker Board von Asus weiterentwickelt wird ist fraglich. Es gibt Gerüchte dass Asus die Entwicklung des Tinker Board eingestellt hat.

    Dieses Gerücht habe ich aber schon vor einer Weile gelesen, kann sich somit also auch wieder geändert haben.

    Könntest du die selben Beobachtungen machen wie Golem.de?

    Das meiner Meinung nach größte Problem ist bei den ganzen Raspberry Pi Konkurrenten, von der Hardware her sind die meisten dem Raspberry Pi überlegen, aber bei der Software mangelt es dann leider doch viel zu sehr.

    Ich selbst habe mir überlegt einen Banana Pi, Orange Pi oder ein Asus Tinker Board zu kaufen. Habe mich dann aber für den Raspberry Pi entschieden. Lieber mache ich bei der Hardware Einstreiche als beim Thema Support & Software.
    .

    • Ja Gerüchte gibt es viele…

      Das meiner Meinung nach größte Problem ist bei den ganzen Raspberry Pi Konkurrenten, von der Hardware her sind die meisten dem Raspberry Pi überlegen, aber bei der Software mangelt es dann leider doch viel zu sehr.

      Da stimm ich dir zu. Als einziges Board hat es eigentlich der Banana Pi geschafft – wegen der SATA Schnittstelle und der Softwareunterstützung. Ich finde es gut das hinter dem Asus Board mal ein namenhafter Hersteller steht, anders als beim Orange Pi etc. Die Weiterentwicklung der Software ist daher aktuell gegeben, sodass ich stark davon ausgehe, dass bald das UltraHD vollkommen genutzt werden kann.

      Die selben Beobachtungen wie Golem und Co konnte ich nicht machen bzw teilweise machen: Aktuell handelt es sich tatsächlich um ein hochskaliertes FullHD auf UHD mit 30Hz. Aber Bildaussetzer und ähnliches waren nicht zu Beoachten und das bei Laufzeit von ca. 8 Stunden. Deren Bildaussetzer sind einfach nur der Bildschirmschoner bzw. der Energiesparer – der in der Standardkonfiguration recht kurz eingestellt ist. Ich denke da ist viel heiße Luft bei anderen Artikeln dabei… Ich konnte das Tinker Board als solides Board kennenlernen. Wie auch im Artikel beschrieben ist es deutlich flotter unterwegs, besonders im Desktop Betrieb.

      Aktuell bin ich auch hinsichtlich der Softwareunterstützung optimistisch, wenn Asus den aktuellen Entwicklungsverlauf aufrecht erhält. Alleine in den letzten Wochen gab es 2 oder 3 große Versionsupdates.

      Mal abwarten wie es weitergeht :)

  • Ich habe mir das Tinker Board aufgrund dieses Artikels bestellt und konnte die Lieferung kaum erwarten. Nach der Ankunft kam erst einmal die Ernüchterung. Linux Startmeldungen und dann Bildschirm an / aus Schleife. Nach Stunden kein Erfolg.
    Ich habe mit einer 32GB ScanDisk Karte und einem 2A Netzteil gearbeitet. Eine 8GB ScanDisk Karte die ich auch noch hier hatte brachte auch kein Erfolg. Langes Googlen führte mich zu dem Hinweis, dass das TB nicht jede SD Karte mag. Also in den Elektoladen um die Ecke und eine neue 16GB ScanDisk Karte gekauft, gelflasht und siehe da es funktioniert alles.
    Bin jetzt total begeistert und ständig daran am Basteln. Da es keinen deutschsprachigen Support bzw. Forum gibt, habe ich kurzerhand eins installiert.
    Ich würde mich freuen, wenn es angenommen wird.
    Es ist unter http://www.tinkerboardforum.de zu erreichen.

    MfG
    Björn

  • ein großer Vorteil ist auch die deutlich höhere USB-Performance. Ich benutze das Tinkerboard mit einer ASI178MC-Kamera (die ist eigentlich USB3, geht aber an USB2), der USB-Durchsatz ist ca doppelt so hoch wie im Vergleich zum Raspi3, auch bei gleichzeitigem Ethernet-Betrieb. ich hoffe, ein eventueller Raspi4 verzichtet auf die Doppelnutzung von USB und Ethernetport.